Bulgariens Straßenhunde


Bulgarien liegt nicht weit von Deutschland entfernt – und wurde bereits am 01. Januar 2007 in der EU-Gemeinschaft aufgenommen. Und dennoch: Was für viele für uns unfassbar ist, gehört hier leider noch immer zum Alltag: Straßentiere, die von der Bevölkerung nicht geduldet und entsprechend verfolgt und misshandelt werden – und eine Regierung, die vor dieser Tatsache seit Jahren die Augen verschließt. Immerhin hat auch Bulgarien seit dem Jahr 2008 ein Tierschutzgesetz, zumindest auf dem Papier, dennoch hat sich leider für viele Straßentiere, Hunde, sowohl als auch Katzen, nicht viel, wenn überhaupt etwas, geändert. Straßentiere, die in den Augen vieler Bulgaren keinen Nutzen erfüllen, werden sich selbst überlassen, vermehren sich unkontrolliert – und führen ein trauriges Dasein. Von klein auf sind sie auf sich gestellt, müssen sich ihr Futter suchen und nicht nur bei Erkrankungen, sondern auch bei Unfällen, überlässt man sie sich selbst. Wenn sie Glück haben, erbarmt sich Jemand ihrer Qual, wenn sie verletzt am Straßenrand liegen und bringt sie zum Tierarzt. Aber da es sich bei den meisten Bulgaren um sehr arme Bulgaren handelt, sehen sie lieber zur Seite.

 

Für die Tiere bedeutet das unvorstellbare Qualen, ihre Verletzungen entzünden sich und sie sind oftmals dem Tod geweiht – obwohl ein beherztes Handeln das Tier nicht nur vor Amputationen bewahren – sondern unter Umständen sogar das Leben retten könnte! Aber auch ohne Unfälle sind die Straßentiere meistens von Parasiten, Würmern, Zecken und Flöhen befallen – und das manchmal in einem solchen Ausmaß, dass die Welpen regelrecht ausgesaugt werden und dies nicht überleben. Katzenkinder verlieren im schlimmsten Fall durch den weitverbreiteten Katzenschnupfen ihr Augenlicht – ihre Augen laufen einfach aus, sie erblinden und sterben langsam vor sich hin, was durch eine rechtzeitige Behandlung ebenfalls hätte verhindert werden können.

 

Straßentiere „beschmutzen“ oftmals das Bild einer touristenorientierten Gegend und so kommt es nicht selten vor, dass die Tiere einfach beseitigt werden, bevor die Touristen eintreffen und unangenehme Fragen stellen….. Der Möglichkeiten gibt es viele: Die Tiere werden erschossen, ertränkt, erschlagen, an Bäumen aufgehängt, gefesselt und liegen gelassen, vergiftet, von „scharfen“ Hunden totgebissen oder man lässt sie einfach verhungern und verdursten… Es ist wirklich kein einfaches Leben für Bulgariens Straßentiere.

 

Ein Umdenken der bulgarischen Bevölkerung muss stattfinden: In den seltensten Fällen werden Hunde und Katzen im Haus gehalten – wenn überhaupt, dann handelt es sich meist um Rassehunde oder Rassekatzen, denn sie stellen ein Statussymbol dar. Aber auch wenn man einer bestimmten Rasse angehört, ist man nicht auf der sicheren Seite, denn auch Rassetiere finden sich unter den Straßentieren: Es ist eben zu einfach, sich ihrer zu entsorgen, wenn sie auf einmal und aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr gewünscht sind.

 

Natürlich engagiert sich die „Best Friends Foundation“ den zahlreichen Straßentieren zu helfen, aber nur gemeinsam können wir auch etwas bewirken! Mit Ihrer finanziellen Unterstützung und unserer Umsetzung da, wo wir gebraucht werden: Direkt vor Ort! Wir sind auf der Suche nach Sponsoren, tierlieben Menschen, die die Straßentiere unterstützen und Spendern, die unseren gemeinsamen Traum Realität werden lassen: Ein artgerechtes Tierheim in der Nähe von Varna aufzubauen!

 

Für die Straßenhunde gibt es verschiedene Formen, wie sie in Bulgarien leben: Es gibt Hunde, die sich, ob auf Grund sehr schlechter Erfahrungen oder anderen Gründen, nicht anfassen lassen und die sich in der Nacht ihr Futter suchen – und jeglichen Kontakt zum Menschen scheuen. Sie sind so scheu, dass sie von der Bevölkerung gar nicht wahr genommen werden – wie wir, als wir zwei dieser Hunde intensiv gesucht haben, leider feststellen mussten. Vielleicht handelte es sich bei ihnen auch um eine vereinzelte Gruppe, denn wir sind ihnen nach ein paar Monaten nicht mehr begegnet.

 

Es gibt die Hunde, die sich dem Straßenleben angepasst und oft in kleinen Rudeln leben. Sie trifft man oft vor Supermärkten oder Imbißbuden an, immer in der Hoffnung, dass auch etwas Essbares für sie abfallen könnte. Manche haben auch das Glück, dass sie in der Bevölkerung „ihre“ Menschen haben, die sie, mehr oder weniger regelmäßig, mit Futter und Wasser versorgen.

Den Straßenhunden in den touristischen Gebieten geht es in den Sommermonaten gar nicht so schlecht. Sie werden oftmals mit Futter und Streicheleinheiten versorgt – aber das böse Erwachen kommt, wenn die Urlaubs-Saison beendet und die Hotels und Restaurants geschlossen werden. Diese Straßentiere werden vor eine neue Situation gestellt und müssen sich komplett umorientieren, wenn sie nicht verhungern wollen. Sie müssen kilometerlange Wanderungen an den gefährlichen Straßen auf sich nehmen, um in einem anderen Ort, der meist schon von anderen Hunden in ihre Reviere eingeteilt wurde, Futter und Schutz vor dem Winter zu finden – ein oftmals hoffnungsloses Unterfangen.

 

Es gibt Hunde, die als Wachhund oder in den Dörfern an kurzen Ketten gehalten werden und oftmals nur einen Maiskolben zu Fressen bekommen. Es ist ja so einfach – sollte es diesen Hund nicht mehr geben, dann holt man sich einfach den nächsten… Es gibt ja mehr als genug von ihnen – an jeder Straßenecke, denn Kastrationen sind leider noch immer, selbst wenn sie kostenlos angeboten werden, kein Thema für viele Dorfbewohner. 

 

Viele Bulgaren verlassen im heißen Sommer ihre städtischen Appartements und ziehen in ihre „Villen“, wie diese kleinen einfachen Sommerhäuser hier genannt werden. Bei den Bulgaren ist es sehr beliebt, in dieser Zeit einen Hund zu halten, der allein durch seine Anwesenheit „Haus und Hof“ beschützt – kommt der Herbst, ziehen die Bulgaren wieder in ihr Appartement zurück und der Hund bleibt dann meistens sich selbst überlassen; ohne Futter und ohne Wasser…. Wegwerfware… . Wenn der Hund "Glück" hat, wird er wenigstens nicht angekettet zurückgelassen, sondern hat wenigstens den Hauch einer Chance zu Überleben!

 

Es gibt Bulgaren, die sich auch Hunde in ihren Stadtwohnungen halten, aber wenn diese Tiere alt, gebrechlich und/oder krank werden – oder man ihrer einfach nur überdrüssig ist, dann werden sie einfach auf der Straße ausgesetzt. Gerade für diese Tiere ist es besonders schwierig, sich auf der Straße zurechtzufinden. Sie geraten in „fremde Reviere“, kennen sich mit den „Gesetzen der Straße“ nicht aus und müssen dies nicht selten mit ihrem Leben bezahlen. Sie werden angefahren, überfahren, gebissen, verjagt und ziehen sich panisch zurück, wo sie ihren Verletzungen erliegen, verhungern, verdursten und vereinsamt sterben.

 

Natürlich gibt es auch in Bulgarien Menschen, wie überall auf der Welt, die sich liebevoll um ihre Tiere kümmern, sie wie Familienmitglieder behandeln und Freud und Leid gemeinsam mit ihnen durchstehen! Ganz langsam findet in der Bevölkerung Bulgariens ein Umdenken statt: Wir sehen junge Mütter, die ihren Kindern gestatten, einen Straßenhund zu streicheln, statt, wie vor ein paar Jahren noch, die Straßenseite zu wechseln. Wir sehen den älteren grauhaarigen Herrn, der sich gerade sein Brot gekauft hat und dem Straßenhund, der ihn mit hungrigen Augen anschaut, ein paar Scheiben davon abgibt. Wir sehen „Futter-Tüten“ von außen an den Müll-Containern hängen: Tüten, in denen Essensreste aufgehängt werden, damit die Straßenhunde sich diese Tüten abreißen und den Inhalt fressen können. In Bulgarien stehen an jeder Straße unzählige Müllcontainer, die umsonst von der Bevölkerung genutzt werden können. Diese Container sind immer geöffnet und Katzen bedienen sich gern darin – Hunde haben leider keine ausreichende Sprungkraft und freuen sich über ihre „Fresspakete“. Wir sehen eine ältere, unglaublich tierliebe, Russin, die sich, genau wie wir, tagtäglich um eine Hündin am Strand gekümmert hat, die 12 Welpen bei sich hatte…. Inzwischen konnten Mama und die Welpen eingefangen, und die, die überlebt haben, in liebevolle Zuhause vermittelt werden.

 

Wir sehen aber auch ein Kinderheim, dass in den Sommermonaten eine trächtige Straßenhündin versorgt hat – und sie nach der Saison mit ihren 4 Welpen zurückgelassen hat. Die liebevolle Hündin, die wir Cindy genannt hatten, wurde vergiftet und eines ihrer 4 Welpen verstarb ebenfalls – aber die anderen drei Welpen wurden gerettet! Leider gibt es aber auch Bürgermeister, die der Meinung sind, das Problem der vielen Straßentiere auf ihre eigene Art und Weise lösen zu können: Die Jäger der Umgebung werden von ihnen beauftragt, jedes freilaufende Tier direkt auf der Straße zu erschießen!

 

Vielleicht fragst Du Dich, warum setzen wir uns so für Bulgariens Straßentiere ein, auch in Deutschland gibt es volle Tierheime? Das ist richtig, aber in Deutschlands Tierheimen leben die Tiere unter ganz anderen Bedingungen… Jedes Lebewesen hat Gefühle und empfindet – genauso wie Du – Freude und Schmerz, überall auf der Welt! Tierschutz sollte keine Grenzen kennen - Warum also sollten wir nicht versuchen, das Leid in den Straßen zu lindern, wo es leider noch immer so weit verbreitet ist?